10 Fragen an den Studio- und Livegitarristen Nico Schliemann

Auch im Neuen Jahr geht die Interviewreihe weiter. Diesmal hab ich meine 10 Fragen Nico Schliemann gestellt. Nico ist nicht nur ein kreativer und technisch perfekter Gitarrist und sehr netter Kerl. Für meinen Geschmack hat er auch ein besonderes Händchen für einen genialen Gitarrensound und ein extrem gutes Timing. Mehr Infos zu Nico gibt es auf seiner Website www.nicoschliemann.de. Wer Nico live erleben möchte kann dies übrigens bei The NightLive Band, Juno 17, Cinematic und natürlich auf der Glasperlenspiel Tag X Tour.

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Wie wählst Du Bassisten aus, die Du für Live-Gigs oder Studiosessions engagieren möchtest?

Punkt 1 ist für mich immer, dass ich mit demjenigen gut klarkommen muss. Ich habe vor ein paar Jahren nämlich aufgehört, mit Leuten zu spielen, mit denen ich nicht auf einer Wellenlänge bin. Wenn das gegeben ist, dann sollte derjenige einfach der Stilistik entsprechend gut sein (ein straighter Rockbassist muss meiner Meinung nach nicht über komplizierte Changes solieren können oder grossartig vom Blatt spielen können). Aber generell stehe ich doch sehr auf Leute, die ihr Handwerk auch gelernt haben und verstehen, was sie da tun.

Was ist Dir an einem Bassisten am wichtigsten?

Neben dem menschlichen Aspekt sollte er / sie natürlich ein gutes Timing haben und gut grooven. Auch sollte ein guter Bassist die Fähigkeit besitzen, nicht zu viel zu spielen (das ist übrigens eine Sache, die uns alle betrifft, nicht nur die Bassisten!!!).

Wie wichtig ist es Dir, dass der Bassist auch noch andere Instrumente spielt bzw. auch singen kann?

Wichtig ist das erstmal nicht, wenn jemand zusätzlich singen kann, ist das klar immer ein Bonus. Andere Instrumente zu beherrschen ebenfalls, weil so das Verständnis für andere Instrumente und deren Funktionsweisen größer ist und man unter umständen einem anderen Instrument ganz anders zuhört.

Welche Band oder Musiker würdest Du speziell Bassisten empfehlen?

Das hängt immer sehr davon ab, was man selbst musikalisch macht, bzw. wo man musikalisch hin möchte. Auch hier ist es nie verkehrt, auch mal über den eigenen Tellerrand zu schauen und sich vielleicht auch mal mit Musik zu beschäftigen, die vielleicht gar nicht den Fokus so arg auf das eigene Instrument setzt. Ich stehe mittlerweile z.B. sehr auf gute Songwriter, die teils einfach sehr reduziert haben, was die musikalischen Arrangements angeht.
Ich nenne jetzt mal 2, die ich grossartig finde: Tina Dico (oder auch unter ihrem richtigen Namen Dickow zu finden) und John Mayer, der ein grossartiger Gitarrist ist, aber seinen Fokus immer mehr von der Gitarre weg bewegt. Auch grossartig finde ich James Taylor, der irgendwie in seiner Band alle Cracks aus der LA Studio Szene hat (Steve Gadd, Michael Landau, Jimmy Johnson usw.). Da merkt man wirklich, dass die Jungs, die in den 70ern und 80ern 90% der Platten eingespielt haben und mit Gott und der Welt schon getourt haben und stilistisch alles abdecken können, musikalisch nicht immer alles zeigen müssen, was sie können.

Wer sind Deine Lieblingsbassisten?

Leland Sklar und Jimmy Johnson.

Findest Du es wichtig, dass ein Bassist vom Blatt lesen kann oder genügt es Dir wenn er zumindest Leadsheets und Chordcharts lesen kann?

Kommt auch hier wieder auf den Job an. In einer Big Band oder einem Jazzkontext ist Blattlesen schon wichtig, aber wenn man jetzt nicht grade im Orchester oder beim Musical spielt, muss man kein perfekter Leser sein.  Lesen von Chordcharts und Leadsheets sollte sich aber jeder draufschaffen, das ist a) nicht so schwer wie’s aussieht und b) unfassbar praktisch, weil es z.B. beim Proben unheimlich Zeit sparen kann.

Wie wichtig ist es Dir, dass ein Bassist neben dem Standard 4-Saiter Bass auch noch 5-Saiter, Fretless und/oder Kontrabass spielt?

Mir prinzipiell auch erst mal egal, wenn derjenige seinen Job mit einem 4-Saiter geil macht, warum nicht. Wenn er dazu noch mit dem 5-Saiter und Fretless und Kontrabass umgehen kann, umso besser. Zusätzliche Fähigkeiten schaden nie. Alles, was dich flexibler einsetzbarer macht, erhöht ja im Prinzip deinen Marktwert. Ich muss ja nicht auf Biegen und Brechen bei jedem Gig dann den Kontrabass mit einbauen, aber die Option zu haben, ist nie verkehrt.

Was ist Dein tollstes Erlebnis mit einem Bassisten?

Wenn man so lange zusammen spielt, dass man sich eigentlich blind versteht und wirklich im gleichen Moment die gleichen Ideen hat.

Was ist Dein schrecklichstes Erlebnis mit einem Bassisten?

Wenn ein Bassist alles zu spielt und die Songs nicht richtig kennt. Wenn ein Bassist nämlich so richtig keinen Plan hat, dann klingt gleich die ganze Band schlecht, leider schon erlebt, aber auch dieser Bassist (ich nenne absichtlich keinen Namen) wurde aussortiert.

Ist es Dir wichtig einen Bassisten in der Band zu haben oder reicht es Dir wenn der Keyboarder mit der linken Hand den Bass spielt?

Linke-Hand-Bass bitte nur, wenn es gar nicht anders geht. Ein echter Bassist macht immer mehr Spaß!

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