Im Bass-Me-Up Blog soll es nicht allein um das eigentliche Bass spielen gehen. Mich interessieren vor allem auch die vielen kleinen Details und Infos, an die man vielleicht gar nicht sofort denkt, wenn es ums Musik machen bzw. Bass spielen geht. Den Start hat vor wenigen Wochen der Tontechniker Klaus Bröckel gemacht. Bereits in Vorbereitung sind Interviews mit Schlagzeuger Oli Rubow (De Phazz, Hattler, Fanta 4…), Gitarrist Nico Schliemann (Glasperlenspiel, The NightLive Band…) und vielen weiteren netten Musikerkollegen.
Heute stellt sich Komponist, Produzent, Keyboarder und Sänger Jochen Schild meinen Bass-Fragen. Jochen studierte Gesang und Klavier an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart und am Liverpool Institute for Performing Arts, Liverpool / England. Als Keyboarder, Sänger und Musikalischer Leiter arbeitete Jochen mit zahlreichen Bands, Künstlern und Formationen auf der ganzen Welt. Unter anderem begleitete er 3½ Jahre lang ABBA’s Erfolgsmusical „Mamma Mia!“ am Stuttgarter Palladium Theater.
Viele Jahre verbrachte Jochen als Arrangeur, Komponist und Audioengineer im Team der Remote Control Studios von Hans Zimmer in Los Angeles. Dort arbeitete er u.a. an Filmen wie Madagascar, Iron Man, Fluch der Karibik, Shrek, Bee Movie, Running the Sahara, Poseidon und 16 Blocks.
Zurück in Deutschland etabliert sich Jochen Schild seither als eigenständiger Komponist und Produzent in der Musiklandschaft. Er arbeitete an Filmen wie „Hanni und Nanni 2“, dem TV Film „Nur eine Nacht“ mit Yvonne Catterfeld, oder dem SAT 1 Event Movie „Schlikkerfrauen“ mit Sky du Mont.
Anfang 2013 wurde Jochen in Los Angeles für seine Arbeiten als Komponist und Produzent der Pop-Klassik Produktion „Incanto feat. Deutsches Filmorchester Babelsberg“ mit zwei Global Music Awards ausgezeichnet.
Für den Film „Der Kotzbrocken“ (feat. Roeland Wiesnekker) schrieb und produzierte Jochen Schild 2014 das Duett „I look at you“ , gesungen von Rock-Legende Chris Thompson und Ex-Queensberry Leo Bartsch.
Aktuell ist Jochen mit folgenden Live Bands in ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland unterwegs:
Schildburger, Heatwave, Lee Mayall & Band, Grooveline…
Und hier kommen sie:
„10 Fragen, die ich schon immer mal ein musikalisches Multitalent fragen wollte“
Wie wählst Du Bassisten aus, die Du für Live-Gigs oder Studiosessions engagieren möchtest?
Das hängt meistens davon ab, was verlangt wird. Ich befinde mich mittlerweile zum Glück in der angenehmen Lage, dass ich mit vielen wunderbaren Bassisten zusammen arbeiten darf, wo sich die Frage nicht mehr stellt, ob jemand spielen kann oder nicht. Jeder ist auf seine eigene Art speziell – ob im Studio oder auf der Bühne.
Beim Live Gig geht es mir in erster Linie darum, dass es persönlich passt. Was bringt mir ein Bassist (oder auch Gitarrist, Sänger, etc.) der es super genial nagelt, aber laufend am rumzicken ist, oder keinen Spaß an seinem Job hat.
Im Studio ist es ähnlich. Jedoch kommt es hier zusätzlich noch auf ganz andere Dinge an, die man beim Live-Gig nicht unbedingt wahrnimmt oder beachtet. Ein toller Live Bassist (generell Musiker) ist nicht gleich ein toller Studio Musiker.
Was ist Dir an einem Bassisten am wichtigsten?
An erster Stelle steht ganz klar das Wort TIMING. Ein Bassist muss nicht zwingend virtuos und „viel“ spielen, aber grooven muss er. (Immer vorausgesetzt, der Drummer tut das auch.)
Ein tonal solides und gefestigtes Fundament von Bass und Drums ist mir persönlich am wichtigsten.
Wie wichtig ist es Dir, dass der Bassist auch noch andere Instrumente spielt bzw. auch singen kann?
Es ist sicherlich von Vorteil, wenn man noch andere Instrumente spielt, oder sich zumindest einmal damit auseinandergesetzt hat. Das erweitert den Horizont ungemein und verstärkt die Wahrnehmung, was musikalisch um einen herum passiert.
Natürlich ist es toll, wenn ein Bassist Live auch mal ein paar nette Backingvocals, oder vielleicht sogar die Leadvocals singen kann, zwingend nötig ist es meiner Meinung nach aber nicht.
Welche Band oder Musiker würdest Du speziell Bassisten empfehlen?
Ich denke diese Frage lässt sich nicht so pauschal beantworten. Ich mag es, wenn Bassisten flexibel sind und ein breites Spektrum verschiedener Stile abdecken können. Sowohl im Live Business als auch im Studio ist das fast unverzichtbar.
Heutzutage bietet das Internet mit seinen unterschiedlichen Plattformen einen fast unerschöpflichen Zugang, um Musiker und neue Musik zu entdecken. (Aber bitte kauft Euch die Musik!) Offen sein für jegliche Art von Musik ist, denke ich, der Schlüssel. Ideen sammeln und seinen „Werkzeugkasten“ füllen.
Es ist wichtig Vorbilder und Idole zu haben und Basslines rauszuhören und zu üben. Wenn sich aus all dem dann irgendwann der „eigene“ Stil und die eigene Musiker-Persönlichkeit entwickelt … Das ist optimal!
Außerdem empfehle ich auf Konzerte, Sessions etc. zu gehen. Es gibt nämlich verdammt viele gute Musiker da draußen, von denen man sehr viel lernen und sich inspirieren lassen kann.
Wer sind Deine Lieblingsbassisten?
Du gehörst definitiv dazu :-)
Findest Du es wichtig, dass ein Bassist vom Blatt lesen kann oder genügt es Dir wenn er zumindest Leadsheets und Chordcharts lesen kann?
Kommt auf die Situation an. Beim TOP 40 Cover Gig mit „Ain’t nobody“ und „Summer of 69“ reichen Leadsheets.
Im Musical Theater oder Orchester z.B. sieht das schon wieder ganz anders aus. Hier ist es zwingend notwendig notenfest zu sein.
Wo wir wieder beim Thema Vielseitigkeit sind. Um heutzutage als Musiker überleben zu können, muss man auf vielen verschiedenen „Hochzeiten tanzen“. Demnach ist es sicherlich von Vorteil wenn man auch als Bassist vom Blatt lesen kann.
Sicherlich kann man jetzt mit dem Argument kommen, dass Paul Mc Cartney auch keine Noten lesen kann. Aber wie hoch ist die Warscheinlichkeit, dass Du die nächsten Beatles gründest?!
Wie wichtig ist es Dir, dass ein Bassist neben dem Standard 4-Saiter Bass auch noch 5-Saiter, Fretless und/oder Kontrabass spielt?
Meistens reichen sogar 2 Saiten ;-)
Im Studio ist es natürlich von Vorteil, wenn man die Auswahl hat und somit auch experimentieren kann. Als Live Musiker bist Du klar im Vorteil wenn Du sowohl E-Bass, als auch Kontrabass spielst, da man oft verschiedene Musikrichtungen an einem Abend bedienen muss. Von Dinner Jazz bis zur Party. Bassisten die beides spielen, buche ich definitiv als Erstes.
Was ist Dein tollstes Erlebnis mit einem Bassisten?
Ich erinnere mich gerne an viele viele Gigs und auch Studio-Sessions mit tollen Kollegen. Schwer, jetzt eine bestimmte Situation besonders hervor zu heben.
Was ist Dein schrecklichstes Erlebnis mit einem Bassisten?
Würde die Frage “ Was ist Dein schrecklichstes Erlebnis mit einer Sängerin“ heißen, dann könnte ich einen ganzen Roman schreiben.
Ist es Dir wichtig einen Bassisten in der Band zu haben oder reicht es Dir wenn der Keyboarder mit der linken Hand den Bass spielt?
Ein Keyboarder ist dazu da, dass er Keyboard spielt. Ein Bassist ist dazu da, dass er Bass spielt.